Einführung: Blumen, Bienen, Boden

Könnte man den Weinreben zuhören? Ein Gefühl dafür entwickeln, wie gut ihnen das Eine tut und das Andere weniger, erspüren, was sie für eine optimale Entwicklung brauchen – das ist das Ziel.

Eine echte Vision, an der wir uns in der Biodynamie ausrichten, weil wir überzeugt davon sind, dass dies langfristig der beste Weg ist, um im Einklang mit der Natur Weine erster Qualität zu produzieren.

„Biodynamie“ – der Name ist Programm. „Bio“ verweist auf das Lebendige,
„-dynamie“ auf die Bewegung. Also: Weinbau, bei dem das Leben im Fluss bleibt und sich ständig wandelt Und zwar: ALLES Leben.

Ihren Ursprung hat die biodynamische Arbeitsweise in der Landwirtschaft in den Grundsätzen der Anthroposophie. Ein komplexes Konstrukt, erdacht von Rudolf Steiner Anfang des 20. Jh. Seine Basis ist die vollendete Kreislaufwirtschaft, ein in sich geschlossener Kosmos mit so vielen Lebewesen – Pflanzen und Tieren – wie nötig, damit er ohne weiteres Zutun bestehen kann.

Ich begreife Biodynamie als eine Grundhaltung, eine Lebenseinstellung und zugleich einen Weg, den ich geduldig und beharrlich beschreiten werde. Einmal in die Ideen der Biodynamie eingetaucht, führt ein Schritt zwangsläufig zum nächsten. Eine andere Art von Weinbau am Fliederhof ist für mich undenkbar geworden.

Die zentralen Begriffe der Biodynamie und was sie für mich am Fliederhof bedeuten:

Kreislaufwirtschaft

Wer biodynamisch arbeitet, denkt seit Rudolf Steiner in Kreisläufen. Als Weinbauer sehe ich meinen Hof als einen lebendigen, einzigartigen Organismus. Jeder Teil dieses Organismus hat eine wichtige Aufgabe und dient dem Ganzen. Mensch, Pflanze, Tier und Boden wirken zusammen.

So funktioniert Natur. Die Kunst ist es, diesen Kreislauf auch im Weinbau – wieder – herzustellen, zu hegen und zu bewahren. Ein Kreislauf reguliert sich selbst, solange ich minimal, achtsam und respektvoll eingreife.

Biodiversität

Biodiversität bedeutet Vielfalt des Lebens auf allen Ebenen. Einerseits wollen wir verhindern, dass Arten verloren gehen. Wir widmen uns mit aus vollem Herzen den autochthonen Weinsorten Südtirols: Vernatsch und Lagrein auf der roten Seite und Goldmuskateller und Gewürztraminer auf der weißen Seite. Wir tragen so dazu bei, dass sie am Leben bleiben und ihren Platz in unserem Bewusstsein finden.

Vielfältige Pflanzen, Blumen und Tiere helfen dabei, dass ertragsarme Standorte wie unsere steilen Weinberge in St. Magdalena nach und nach fruchtbarer werden. Erosion und Verwüstung werden auf diese Weise ebenso verhindert.

Boden

Der Einsatz von rein organischem Dünger, eine schonende Bodenbearbeitung ohne schweres Gerät und vielfältigen Einsaaten im Weinberg mit hohem Kleegrasanteil verbessern den Boden im Lauf der Zeit. Sie lockern ihn auf und machen ihn als Lebensraum für die so wichtigen Bodenlebewesen und Mikroorganismen attraktiv.

Nicht nur das. Im Durchschnitt leben ein Drittel mehr Arten und doppelt so vielen Individuen im Boden als auf konventionell bewirtschafteten Flächen.

Wie freuen wir uns über viele Regenwürmer, Laufkäfer und Beikräuter, die sich lustig im Weinberg tummeln, wenn man sie nur lässt. Ihr Dank ist ein Boden, der für unsere Weinreben immer fruchtbarer und besser wird.

Tiere

Tiere spielen in der Biodynamie überhaupt eine wichtige Rolle. Tiere fressen, knabbern, reiben sich, stampfen, wühlen und vieles mehr und helfen so bei der Bodenbearbeitung. Fast noch wichtiger ist aber die besondere Qualität, die Tiere als Lebewesen in den Weinberg einbringen.

Präparate

Biodynamische Präparate wirken als homöopathische Mittel und haben zum Ziel, natürliche Prozesse anzustoßen und neu zu ordnen, wenn diese aus dem Gleichwicht geraten sind. Sie sind ein Anstoß, ein „Schubs“ für die Pflanzen, um ihre Selbstheilungskräfte in Gang zu setzen und unterstützen sie, wenn es zu außergewöhnlichen Stresssituationen kommt.

Rhythmen

Nicht nur, was ich im Weinberg machen, nein, auch WANN und WIE OFT ich es mache, entscheide ich nicht ganz allein. Als Biodynamiker achte ich sehr auf die kosmischen Rhythmen.

Dabei geht es um Tageszeiten, Mondphasen, Jahreszeiten, Lostage und einiges mehr. Hast du einmal selbst gesehen, welchen Unterschied es macht, zur richtigen oder zur falschen Zeit eine Arbeit im Weinberg zu machen, bist du davon überzeugt, dass dieser Weg richtig ist.

Wer meine Newsletter liest oder auch die Posts in den socials, wird nach und nach mehr über diese für mich als Biodynamiker so wichtigen Begriffe erfahren. Es wird eine spannende Reise, so viel kann ich versprechen.